Posts tagged ‘Soziologie’

25. Dezember 2009

Hält er was er verspricht?

Anhand von Gehirnmessungen lässt sich voraussagen, ob jemand ein Versprechen halten wird oder nicht

Das Versprechen ist eine der ältesten spezifisch menschlichen Verhaltensweisen, welche Kooperationen, Vertrauen und Partnerschaft fördert. Viele soziale und ökonomische Tausch-Situationen im täglichen Leben basieren auf Versprechen – allerdings können diese auch gebrochen werden. An Hand von Gehirnmessungen lässt sich voraussagen, ob jemand ein Versprechen halten wird, hat nun eine Schweizer Studie mit deutscher Beteiligung gezeigt. In ferner Zukunft könnten so vielleicht Betrugsfälle verhindert werden, spekulieren die Autoren.

Messbarer Konflikt

Ein Team um Thomas Baumgartner und den aus Österreich stammenden Ökonomen Ernst Fehr von der Universität Zürich untersuchte die Gehirnaktivität von 26 jungen Männern während eines Geldspiels. Das Spiel war so angelegt, dass Probanden einen finanziellen Vorteil erlangten, wenn sie ein Versprechen brachen. Der Spielpartner hingegen erlitt eine finanzielle Einbuße. Dabei stellte das Forschungsteam fest, dass sich bei Wortbrechern die Aktivität in Gehirnregionen erhöhte, die eine wichtige Rolle bei Emotions- und Kontrollprozessen spielen. Das Gehirnaktivierungsmuster ließ darauf schließen, dass der Wortbruch einen emotionalen Konflikt auslöst, weil die ehrliche Handlung unterdrückt wird.

Die Studie zeigte, dass verräterische Muster der Gehirnaktivierung sogar eine Voraussage erlauben, ob jemand sein Versprechen halten wird oder nicht. Die Forscher ließen die Probanden nämlich vor dem Spiel angeben, ob sie beabsichtigten, das Geld – das ihnen ihr Mitspieler danach anvertraute – zu behalten oder mit diesem zu teilen. Zwar unterscheiden sich Versuchspersonen, die ein Versprechen letztlich halten und solche, die es brechen, zum Zeitpunkt der Versprechensabgabe nicht – beide versprechen hoch und heilig, das Versprechen zu halten. Doch die Gehirnaktivierung entlarvt die späteren Versprechensbrecher schon zu diesem Zeitpunkt.

Vision

Laut Forschern deuten die im Fachmagazin „Neuron“ publizierten Ergebnisse darauf hin, dass Gehirnmessungen bösartige Absichten schon enthüllen können, bevor sie in die Tat umgesetzt wurden. Damit geben sie Visionen Auftrieb, wie sie schon im Hollywood-Film „Minority Report“ von Regisseur Steven Spielberg umgesetzt wurden. Im Film sehen eine Art Hellseher Morde voraus. Eine Spezialabteilung der Polizei zieht die zukünftigen Täter dann aus dem Verkehr.

Dass Gehirnmessungen herangezogen werden können, um betrügerische und kriminelle Machenschaften zu verhindern, liegt laut den Zürcher Forschern aber noch in ferner Zukunft.

Abstract:

25. Dezember 2009

Microsoft-Patent könnte dicke Spieler ausschließen

System soll Gesundheitsdaten eines Spielers berücksichtigen – dicke User sollen dicken Avatar bekommen

Während immer mehr Videospiele auf Bewegung und Fitness abzielen, könnte Microsoft in Zukunft Übergewichtige und nicht fitte Spieler vom Spielen abhalten. Das Unternehmen hat im Dezember ein Patent eingereicht, wie Slashdot entdeckt hat, demnach der Avatar eines Spielers dessen „physiologische Eigenschaften reflektieren“ soll.

Gesundheitslevel als Voraussetzung

Aus dem Antrag mit dem Titel „Avatar individualized by Physical Characteristic“ geht hervor, dass Spieler beispielsweise zu einem Wettbewerb nur zugelassen werden, wenn sie gewisse körperliche Voraussetzungen erfüllen. Wer das geforderte Gesundheitslevel nicht erreicht, könnte beispielsweise nur für begrenzte Zeit zum Spiel zugelassen sein. Auch könnte der Avatar optisch an die Eigenschaftes des Nutzers angepasst werden.

Für Project Natal?

So sollen beispielsweise Gewicht, Body-Mass-Index, Blutzucker, Lungenfunktion, Blutdruck und Puls berücksichtigt werden. Die Daten sollen unter anderem von Sensoren oder aus Datenbanken Dritter herangezogen werden. Zudem könnten zur Erstellung des Erscheinungsbildes des Avatars auch die „Intelligenz, religiöser Glaube, politische Einstellung und Hobbys“ eines Users einfließen. Das System könnte in der für Ende 2010 geplanten Bewegungssteuerung „Project Natal“ Einsatz finden, nähere Angaben macht Microsoft dazu jedoch nicht.

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24. Dezember 2009

Islamischer Gelehrter will Weihnachten verbieten

Populärer ägyptischer Prediger Yussuf al-Kardawi hetzt gegen Christen

Ein erzkonservativer, aber populärer islamischer Prediger hetzt gegen Christen und will ihnen das Feiern untersagen. Scheich Yussuf al-Kardawi (83) aus Ägypten hat nach Angaben von „Spiegel Online“ von Mittwoch eine Fatwa gegen das Weihnachtsfest erlassen.

In Doha, der Hauptstadt des Golfemirats Katar, führt der sunnitische Religionsgelehrte ein islamisches Forschungszentrum. Der Ägypter gilt als angesehene „graue Eminenz“ in der islamischen Welt, dessen Einschätzungen mehr Gewicht hätten als die Meinungen der meisten Vertreter des offiziellen Islam, so „Spiegel Online“.

„Araber und Muslime dürfen keine Weihnachtsfeste mehr erlauben“, wetterte er in einer Fatwa, einem islamischen Rechtsgutachten. Man müsse es den Christen in den islamischen Ländern verbieten. Denn solche Feste seien „haram“, verstießen also gegen den islamischen Glauben. Kein Geschäft dürfe Weihnachtsbäume verkaufen – eine Praxis, die mit der Ausnahme von Saudi-Arabien in allen Teilen der islamischen Welt üblich ist.

Er könne sich angesichts der Weihnachtstreibens in Doha fast fragen, in welcher Art von Gesellschaft man lebe, einer islamischen oder einer christlichen. „All diese Feiern der sogenannten Geburt von Jesus, des sogenannten Christmas!“ Man feiere ja nicht mal die Geburt des Propheten Mohammed – „aber Christmas?“ Und das, obwohl die Muslime anderswo den Bau von Minaretten verboten bekämen.

Der Scheich spottete über die Christen, die sich auf kein bindendes Geburtsdatum Christi hätten einigen können. „Die westlichen Kirchenfeiern am 25. Dezember, die anderen am 7. Jänner. Sie sind sich nicht einmal sicher, ob Jesus im Winter oder im Sommer geboren wurde“, frotzelte der Imam.

Kardawis Meinung, so „Spiegel Online“ gelte etwas in der islamischen Welt – bis heute, wenngleich seine Nähe zu radikalen Imamen und seine prinzipielle Ablehnung eines friedlichen Ausgleichs mit Israel seine Gastgeber in Katar und in anderen arabischen Hauptstädten zunehmend misstrauisch machten. Noch ließen sie ihn gewähren.

„Niemand will das Massenidol antasten“, zitierte „Spiegel Online“ einen Regierungssprecher in Kairo, der anonym bleiben wollte. „Am liebsten würden die Regimes das Problem aussitzen.“ Der in der arabischen Welt populäre Fernsehsender Al-Jazeera jedoch ging zunehmend auf Distanz zu Kardawi, je ausfälliger seine politischen Kommentare gerieten.

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24. Dezember 2009

Die Not stirbt nicht aus

Armut ist im Vormarsch, und ihr Gesicht wird jünger – Helfen kann, wer zwei Hände hat – zum Beispiel die Leute vom Louisebus in Wien

Echte Kälte kann sich der Mensch nicht vorstellen. Minus zehn, zwölf Grad muss man spüren. Stellen Sie sich kurz hinaus in die Kälte, und stellen Sie sich vor:

Sie haben keine Wohnung. Sie haben keine Arbeit. Sie leben in der Hoffnung, dass das vorübergehend ist. Bis dahin sind Sie mit Ihrer Familie in einem Abbruchhaus untergekrochen. Alles natürlich illegal. Aufenthaltsgenehmigungen und so. Ja, klar – schwierig. Aber was soll man machen? Daheim ist alles noch ärger, hier ist mehr Hoffnung. Trotz alledem.

Dann wird Ihr Kind krank. Über 40 Fieber, also kein Spaß mehr. Es hat immer noch minus zehn, zwölf Grad, und Sie sind immer noch illegal da und hocken in einer Ruine mit eingeschlagenen Fenstern. Nichts da, um das Kind zu wärmen, nichts da, um ihm zu helfen. Ärzte und Spital? Geht nicht. Keine Versicherung.

Egal woher Sie kommen, ob aus Rumänien oder Pakistan oder sonst wo: In dieser Not werden Sie alle höheren Mächte anschreien, ob es so etwas wie eine Gerechtigkeit gibt, ob denn da keiner ist, der helfen mag. Auch wenn man illegal hier ist in diesem Land, zum Teufel und Herrgott noch mal! Menschen sind wir alle. Menschen.

Es ist immer noch saukalt, der Wind treibt den Schnee in feinen Wellen über den Asphalt. Oben fährt die U6 im Morgentakt, unten neben dem Stationsausgang „Josefstädter Straße“ steht eine Gruppe Männer, um die alle, die die U-Bahn ausspuckt, lieber einen Bogen machen. Bewusst oder unbewusst – hier trennen sich die Welten wie Öl und Wasser. Die einen gehen zur Arbeit, den anderen ist Obdachlosigkeit ins Gesicht geschrieben, ins Gewand, in die Haltung. Noch keine Frau dabei. Ein paar Hunde. Stehen. Rauchen. Warten. Die sind das, was keiner sein will.

Punkt neun klappert ein weißer Kleinbus über den Gehsteig und parkt sich im Schneegestöber vor der Gruppe ein. Auf den haben sie gewartet. „Louise“ steht draufgeschrieben und „Caritas“. Sofort entsteht eine Schlange vor der schon etwas scheppernden Autoschiebetür: Drinnen gibt es zwei, drei Quadratmeter Wärme. Medikamente. Verbände. Und das, was altmodisch ausgedrückt Nächstenliebe heißt. Einer nach dem anderen bekommt sie hier. Gratis.

Der Louisebus der Caritas ist die fahrende Ordination für Menschen, die keine Versicherung haben, aber auch für die, von denen die „normalen“ Patienten in „normalen“ Ordinationen abrücken. Weil sie stinken, weil sie schmutzig sind, weil ihnen die Obdachlosigkeit ins Gesicht, ins Gewand, in die Haltung geschrieben steht.

Kaum einer, der sich dafür nicht geniert. Aber was soll man machen? Irgendwann ist irgendetwas schiefgegangen. Schulden. Alkohol. Beziehungskatastrophen. Vielleicht eine üble Kindheit. Eine holprige Startrampe ins Leben. Oder ein Psychoknacks, von dem man sich, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr erholen konnte. Wer sind die anderen, das zu verurteilen?

„Es macht mich wütend“, sagt Caritas-Wien-Leiter Michael Landau, „wenn arbeitslose Menschen unter den Generalverdacht gestellt werden, arbeitsunwillig und faul zu sein. Wer die Realität dieser Menschen kennt, der weiß, dass das damit nichts zu tun hat.“

Der Bus macht fünf Tage die Woche pünktlich an fixen Stationen halt. Allein im November haben die 10 Louise-Ärztinnen und Ärzte und ihre rund 30 freiwilligen Helfer 411 Patientinnen und Patienten behandelt. Viele davon mehr als ein Mal, die meisten hier sind Stammkunden. Mehr als 7000 Behandlungen pro Jahr. Tendenz steigend. Patientenalter sinkend.

Monika Nowy, praktische Ärztin, jung, fesch, quirlig, fröhlich, kennt praktisch jeden von ihnen. Seit sieben Jahren schiebt sie bis zu zweimal wöchentlich Dienst – zusätzlich zur eigenen Ordination.

Sie wirft jetzt im Bus den Laptop an. Der Buschauffeur ist der Assistent. Ein eher schweigsamer älterer Herr. Er fungiert sozusagen als Ordinationsassistenz, ruft die draußen Wartenden der Reihe nach herein. Kein Schmähführer wie die Ärztin. Ernster. Distinguiert. Ist vor seiner Pensionierung sicher kein Hilfsarbeiter gewesen. Aber jetzt ist nicht Zeit, näher darüber nachzudenken. Die Ordi geht los.

Der Bus ist wie eine kleine Apotheke mit vielen Laden ausgerüstet, mit einem Wandtischchen und einer gepolsterten Miniliege für die Patienten. Der Erste von ihnen klettert schwerfällig herein, Tür schnell zu, die Kälte bleibt draußen. Hingesetzt, den Schuh vorsichtig ausgezogen: Gebrochener Knöchel. Der Mann ist Mitte 30, rot-schwarzweiße Lederjacke und Jeans, eindeutig aus Oberösterreich und ein bisschen zu stark auf Alkohol.

Nowy schmiert und bandagiert, schaut in den Computer. Er war schon früher hier, sie sieht, dass er eine Versicherung hat. „Das ist der totale Luxus, wissen Sie das?“ Sie schreibt eine Zuweisung in eine Ambulanz.

Ein wichtiger Teil der Arbeit der Leute vom Louisebus besteht in Vermittlung, in Kontakten zu anderen karitativen Organisationen, zu den Leuten die die diversen Schlafstätten und Tagesheime organisieren, zu Krankenhäusern, zum Roten Kreuz. Und – wichtig – zu einzelnen Fachärzten, die Nichtversicherte unentgeltlich behandeln. Eine Liste von ihnen ist in Nowys Laptop, sie wird gehütet wie ein Schatz. Diese Ärzteliste ist mit Aktienwerten nicht aufzuwiegen. Ihre Dividende ist: Weniger Schmerz, weniger Kummer, mehr Kraft.

Sollten Sie Zahnärztin oder Zahnarzt sein – Sie wären auf dieser Liste sehr gefragt. Von Ihnen gibt es zu wenige. Die Frau, die jetzt in den Bus klettert, ist Anfang vierzig und hat ein Zahnweh, das man bereits sieht. Vorerst bekommt sie Schmerztabletten und den Rat Nowys, lieber nicht ins Krankenhaus zu gehen: „Die reißen sofort.“ Es gebe aber neuerdings einen Zahnarzt, der mit einer privat organisierten Schlafstelle kooperiere. Der macht Versicherungslosen sogar Plomben. Dort schickt sie die Frau hin.

Kurze Pause. Die Ärztin ist mit einem halbgegessenen Honigbrot in der Hand zum Dienst gekommen, jetzt, zwei Stunden später, sind fünf Minuten Zeit, den Rest zu verputzen. Was jetzt kommt, erfordert einen guten Magen. Billy. Schätzungsweise achtzig. Tatsächlich Mitte fünfzig. Ein echter Sandler. Sagt, er lebe seit 1975 auf der Straße. So arg wie er sind nicht viele beieinander. Er stinkt nach einer Woche durchbrunzter Hose, und das ist noch gut geschätzt.

Auch Billy ist ein alter Bekannter. Er weiß, dass er stinkt. Es tut ihm leid, er entschuldigt sich dafür. Nowy lacht und ist so dermaßen lieb zu ihm, dass man nicht weiß, ob man sich stärker darauf konzentrieren soll, nicht zu kotzen oder nicht zu heulen. Bevor jetzt irgendwas an Behandlung passiert, muss Billy geduscht und in sauberes Gewand gesteckt werden, das steht fest.

Mach’s gut, Billy

Der Chauffeur und Helfer hat ganz offenbar eine Schwäche für den Sandler. Er hilft ihm fürsorglich hinaus, führt ihn am Arm in die Josi, das Tageszentrum für Obdachlose vom Fonds Soziales Wien. Das ist nebenan in der abbröckelnden Otto-Wagner-Prachtarchitektur der Stadtbahnstation. Wieder eine über die verschiedenen Organisationen hinweg funktionierende Zusammenarbeit. Da drinnen gibt es Kaffee, Honigbrote, Wärme, sozialen Austausch.

Obwohl er das nicht müsste, hilft der Fahrer dem alten Säufer im Duschraum aus der Wäsche. Die ist in einem nicht beschreibbaren Zustand. Als Billy wieder in den Bus kommt, ist er sauber, hat verbundene Füße, aber immer noch Läuse in den Haaren. Lauslotion drauf und ausgekämmt. Mach’s gut, Billy, nächste Woche sehen wir einander wieder, sagt der Fahrer. Ganz behutsam.

Er selbst schiebt mehrmals pro Woche Louise-Dienst. Am Wochenende gibt er Suppe aus. Für Gottes Lohn und „aus christlicher Nächstenliebe“. Früher war er österreichischer Botschafter in London. Gestatten, Dr. Alexander Christiani.

Hilfe, sagt Michael Landau, ist nicht eine Frage des Könnens, sondern eine des Wollens. Die Armut steigt. Auch in Österreich. Eine knappe Viertelmillion Menschen können ihre Wohnung nicht warm halten. Mehr als 50.000 Kinder leben in solchen Haushalten, schreiben ihre Aufgaben in Fäustlingen. Kein guter Start ins Leben, in die Leistungsgesellschaft.

Das Armutsthema, sagt Landau, muss 2010 ganz hinauf auf die politische Agenda. „Vor allem Bekämpfung und Vermeidung von Armut müssen einen deutlich höheren Stellenwert bekommen. Dafür ist sowohl individuelle als auch strukturelle Solidarität nötig. Der Sozialstaat ist kein Auslaufmodell, sondern ein Stück öffentlichen Reichtums.“

Strukturell ist die Politik dringend aufgerufen. Individuell heißt: du und ich. Jeder. Am besten: wir.

Wie? Seinen Nächsten ein wenig aufmerksamer betrachten und helfen, wenn es nottut. Ein paar Stunden pro Monat ehrenamtlich mit anpacken. Ein bisschen was von dem abgeben, was man hat, wenn man ohnehin genug hat.

Das Kind im Abbruchhaus – seine Eltern haben es zum Glück in den Louisebus gebracht. Selbst Monika Nowy, die ganz offensichtlich selten den Humor verliert, hat die Hände gerungen und sofort einen Krankenwagen gerufen. „Die Not“, sagt Landau, „stirbt nicht aus – auch nicht in Österreich.“

Die Louise-ÄrztInnen werden vom Fonds Soziales Wien finanziert, die WGKK übernimmt die Kosten für Medikamente, der Rest wird über Spenden finanziert. 30.000 € jährlich werden gebraucht.

Wer den Louisebus unterstützen will, kann das unter PSK 7.700.004, BLZ 60000, Kennwort „Louisebus“ tun.

23. Dezember 2009

„Nerds“ und „Geeks“ schaden dem Ruf der IT

Professor empfiehlt diese Begriffe aus dem Alltag zu verbannen, da sie nur Stereotype fördern würden

Mit einem interessanten Vorschlag hat ein Professor des Bennington College aufhorchen lassen. Die Begriffe „Nerd“ und „Geek“ sollen aus dem Sprachgebrauch verbannt werden, so seine Empfehlung. Diese Bezeichnungen würden einerseits dem Ruf der IT schaden, andererseits aber vor allem nicht mehr zeitgemäße Stereotype fördern.

„Coole Nerds“ oder Außenseiter?

Wie die New York Times berichtet, ortet Professor David Anderegg in den Begrifflichkeiten bei der breiten Öffentlichkeit eine negative Konnotation, die dem Bild der IT schade. In einem US-Artikel wurde kürzlich geschrieben, dass Amerika mehr „coole Nerds“ brauche, Andereggs Aussage ist als Replik auf diesen Titel zu verstehen. Ja, es gebe ein paar wenige Gruppen, die von „coolen Nerds“ sprechen würden, aber in Wahrheit sei damit ein isolierter Computerfachmann gemeint, an dem eigentlich wenig Cooles zu finden sei.

In der breiten Öffentlichkeit seien damit aber Personen gemeint, die man besser meiden sollte. „Nerd“ und „Geek“ würde wie Stigmata an einer Branche heften und habe – allen Veränderungen der Gesellschaft zum Trotz – Einzug in den allgemeinen Sprachgebrauch gefunden. Diese Worte nun zu verbannen und aus dem allgemeinen Sprachgebrauch zu streichen, wird schwierig, gibt auch der Professor zu.

23. Dezember 2009

Obdachlos? Ab nach Hause!

Rückkehrhilfen und eine zweite „Gruft“ für EU-BürgerInnen: So will Wien seine Obdachlosen von der Straße kriegen

In den letzten Wochen sind die wohnungslosen UnionsbürgerInnen wieder ins Blickfeld geraten: Da ihnen die Obdachlosenheime versperrt sind, hatten sie sich im besetzten Audimax der Uni Wien einquartiert. Nun ist der Hörsaal geräumt – im Gegensatz zu den schneebedeckten Parks in Wien.

Eine Lösung musste her: In Form eines Speisesaals, der nachts mit Matten belegt wird, ist sie nun vorerst geschaffen. Im Caritas-Tageszentrum Lacknerstraße in Wien-Währing zog Montag abend das erste Dutzend Obdachlose aus dem Audimax ein. Mithilfe eines „Toleranzparagraphen“ im Wiener Sozialhilfegesetz sei das möglich, erklärt Peter Hacker, Geschäftsführer des FSW – nicht ohne hinzuzufügen, dass die Milde des Paragrafen sich der Härte des Winters verdankt. „Wien kann nicht alle sozialen Probleme Europas lösen“, erklärt Hacker. Soll heißen: Kommt Frühling, kommt neues Problem. An einer permanenten Lösung für den nächsten Winter werde gerade gebastelt.

Extra-Gruft für nächsten Winter

Und die hat zweierlei Gesicht. Denn einerseits ist die Lacknergasse nach Wunsch der Wiener Caritas nicht nur Sofortmaßnahme, sondern „eine provisorische zweite Gruft“, wie Generalsekretär Alexander Bodmann betont. Räumlichkeiten für eine dauerhafte Fortführung dieser „EU-Gruft“ werden gerade gesucht. Dort soll es dann ausnahmsweise möglich sein, wohnungslose EU-BürgerInnen einzuquartieren.

Zur Heimreise bewegen

Andererseits ist die Stadt Wien bestrebt, Obdachlose zur Rückkehr zu bewegen: Wohnungslose sollen dort versorgt werden, wo sie herkommen. Da zum Versorgt-Werden aber immer zwei gehören, stehen zusätzliche Schritte an: Karitative Vereine vor Ort müssen überzeugt werden, in Wien Gestrandete aufzunehmen. Und vor allem gilt es jene, die auf der Straße leben, erst zur Abreise zu bewegen. Mittels Rückkehrhilfen solle das geschehen, sagt Bodmann – also Beratung, die in der Regel mit finanziellen Anreizen verbunden ist.  Denn eines habe die Erfahrung gelehrt, sagt Hacker: „Jemanden einfach in den Zug zu setzen, das spielt es nicht. So sponsert man höchstens den öffentlichen Verkehr“.

Nie im Leben zurück

Geld annehmen fürs Heimfahren? „Nie im Leben“, ist sich Gospar sicher. Seit acht Monaten lebt der Jazzmusiker in Wien – in der Hoffnung, hier zumindest ein wenig besser vom Musizieren leben zu können als zuhause im westrumänischen Oradea. Die ersten Wochen schlief er in der „Vinzirast“, deren Alkoholiker-Klientel ihm bald zuviel wurde. Zwei Monate wohnte er bei der Freundin. Mit der Trennung begann das Leben auf der Straße und schließlich im Hörsaal.

Zu gut gekleidet

Letzte Nacht schlief Gospar erstmals am Boden des Lacknergassen-Zentrums. Er wirkt gut gelaunt, ist frisch geduscht und gekleidet – schlechte Voraussetzungen für einen Straßenmusiker, wie Gospar erzählt. „Ich mache höchstens sieben Euro am Tag. Andere, die irgendein Düdldü spielen, kriegen haufenweise Geld.“ Nicht auf Qualität kommt es an im Straßenmusikbusiness, sondern auf die passende Kleidung. „Wer dreckig ist, kriegt am meisten Geld“, sagt Gospar in gepflegtem Englisch mit deutschen Einsprengseln.

„Sicher werde ich hin und wieder meine Familie besuchen. Aber in Rumänien will ich nie wieder leben.“ Seit der Wende liege vieles im Argen. „Die Macht liegt bei den selben Leuten wie im Kommunismus. Sie haben ein anderes Gesicht, aber korrupt sind sie so wie vorher.“ Für KünstlerInnen gebe es keine Unterstützung, und die Gagen seien lausig. Er werde es weiterhin hier versuchen.

Erste Nacht reibunglos

Von den 80 Audimax-Obdachlosen sind nur 15 in der Lacknergasse angekommen: „Menschen einen Zettel in die Hand zu drücken, ist wohl zu wenig“, meint Bodmann in Anspielung an die Vorgangsweise der Uni Wien bei der Hörsaal-Räumung. Erich Grabner, Leiter des Tageszentrums, ist überzeugt, dass noch weitere kommen werden. Bis zu 40 Schlafplätze bietet der Speiseraum, die erste Nacht verlief reibungslos. „Um Mitternacht hab ich noch einmal reingeschaut“, sagt Grabner. „Die haben geschlafen wie die Babys.“

23. Dezember 2009

Wie Narzissmus die Partnerschaft beeinflusst

Die Folgen einer auffälligen Selbstverliebtheit haben Bochumer Sozialpsychologen untersucht

Wenn der Partner seinen Beitrag zur Beziehung ständig überschätzt oder die Partnerin meint, für ihren Einsatz bekäme sie zu wenig zurück, sollte das Warnsignal sein, so Bochumer Sozialpsychologen um Werner Bierhoff. Eine verzerrte Selbstwahrnehmung deute nämlich möglicherweise auf Narzissmus hin – im engeren Sinn eine auffällige Selbstverliebtheit. Die Folgen wären nicht zu unterschätzen, können solche Beziehungen doch eine ausbeuterische Tendenz haben.

In drei aktuellen Studien an der Ruhr-Universität Bochum geht es um klinisch unauffälligen „normalen“ Narzissmus. Nach Angaben der Universität breitet sich die sogenannte narzisstische Persönlichkeitsstörung weltweit wie ein Virus aus.

Studiendesign

In die erste Studie bezogen die  Psychologen rund 250 Studierende im Alter von rund 25 Jahren ein. Alle lebten seit etwa 42 Monaten in einer festen Beziehung teils im eigenen Haushalt. In einer weiteren Studie wurde das gesunde Selbstbewusstsein extra erfasst, um es als möglichen Einflussfaktor ausklammern zu können. Schließlich nahmen an der dritten Studie rund 50 Elternpaare von Studierenden teil, die im Schnitt 51 Jahre alt und 26 Jahre verheiratet waren.

Das Team um Bierhoff erfasste mit dem Narzisstischen Persönlichkeitsinventar (NPI) zunächst die individuelle Ausprägung des Narzissmus. Schließlich beurteilten die Paare jeweils die eigene Attraktivität und die des Partners: Dabei ging es um die Wahrnehmung der äußeren Erscheinung, um Statusfragen wie Bildung und Einkommen oder auch um die Anziehungskraft der Partner.

Ergebnisse

Deutlich erhöhte Werte für Narzissmus traten bei etwa einem Fünftel der befragten Studierenden auf. Damit wird zugleich eine US-amerikanische Studie bestätigt, in der schon 1986 jeder siebente Studierende erhöhte Werte erreichte, die bis zum Abschluss der Untersuchung im Jahr 2006 kontinuierlich anstiegen, so die Universität.

Welche Konsequenzen Narzissmus für die Partnerschaft hat, zeigten nun die Bochumer Untersuchungen: Je narzisstischer die befragte Person, umso mehr überschätzt sie die eigene Attraktivität und damit zugleich die eigenen Beiträge zur Partnerschaft. Die verzerrte Selbstwahrnehmung äußert sich darin, dass Narzissten die Leistung des Partners geringer einschätzen als die eigene und kaum würdigen. Die narzisstische Person übt in der Beziehung ständig Druck auf ihren Partner aus.

Bei den Elternpaaren fielen die Antworten zwar weniger narzisstisch aus, doch auch bei ihnen war der Narzissmus mit einer höheren Bewertung der eigenen Beiträge verbunden. Zudem zeigte sich hier ein interessantes Phänomen: Die eigene Überschätzung eines Elternteils ging mit einer geringeren Selbsteinschätzung beim anderen Elternteil einher. Diese komplementären Urteile führten letztlich zu einer übereinstimmenden Bewertung beider Partner. Hinsichtlich der Geschlechter hatten sich übrigens keine Unterschiede gezeigt, weder bei den Studierenden noch bei den Elternpaaren.

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