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17. Dezember 2009

Draußen in Albern ist’s oft – lustig

Nino Mandl tritt am Wochenende beim Zweijahresfest des Labels Problembär Records im Rhiz auf – Er ist einer der originellsten jungen Songwriter des Landes

Die Geschichte mit dem Klebstoffschnüffeln als Teenager, also die stimmt definitiv nicht. Nino Mandl, Der Nino aus Wien, hebt resignativ die Schultern und sagt, „aber da bin ich selber schuld daran. Das hab ich einmal aus Spaß gesagt, und seitdem macht es die Runde.“ Dabei, räumt er schmunzelnd ein, könnte es schon sein, dass er in der Volksschule einmal am Klebstoff geschnüffelt habe. Welches Kind macht das nicht? Sagt’s, zündet sich eine Zigarette an und sitzt gekrümmt vor seinem Bier.

Der Nino aus Wien ist gerade einmal 22 und einer der originellsten Songwriter in der diesbezüglich nicht gerade unterversorgten heimischen Szene. Heuer hat er sein zweites Album Down in Albern veröffentlicht, am Wochenende tritt er anlässlich der Zweijahresfeier des ihn verlegenden Labels Problembär Records im Wiener Rhiz auf. Zusammen mit anderen Label-Bands wie Mob, Unding und Neuschnee.

DJ Ötzi und ein Schmunzeln

Die Besonderheit am Nino aus Wien ist, dass er Deutsch singt und dabei keine Berührungsängste bezüglich des klassischen Austro-Pop aus den 1970ern kennt. Im Gegenteil. Mandl findet den frühen Wolfgang Ambros gut, André Heller, an dessen Phrasierung sein Gesang mitunter erinnert, hört er immer noch gerne. Ob er sich mit Ambros auf eine Bühne stellen würde? „Ich würd ihn nicht fragen“ – aber Respekt habe er von dem, was der früher gemacht habe. Sogar DJ Ötzi taucht als Referenz auf. Mandls Bühnenname beleiht nämlich dessen Anton aus Tirol, „das kann man ruhig auch einmal sagen“. Ein weiteres Schmunzeln lässt offen, wie ernst das gemeint war.

Seiner Musik schadet das jedenfalls nicht. Der Nino aus Wien spielt witzigen, lässigen Rock mit Pop-Breitseite, die er auf seine Verehrung der Beatles zurückführt. Mit denen hat alles begonnen. Später wurde der Gründer und kreative Kopf von Pink Floyd, Syd Barrett, und dessen Soloalben wichtig, weil „sie klingen, als wär’s nicht so schwer“. Daraus entwickelte Mandl eine Sich-nix-scheißen-Haltung, mit der er herrlich durchgeknallte Songs wie Zimmer zu vermieten oder Ich weiß nicht, sag du komponiert. Oder das auf einer Kinderliedmelodie basierende Wir ziehen in den Krieg. Top-Ten-Hits einer gerechten Welt.

Zufälle passieren

In der Szene aufgetaucht ist Mandl via Myspace. So entstand ein Kontakt zum umtriebigen Musiker David Hebenstreit alias Sir Tralala, der ihm ein Label empfohlen hat und auf Down in Albern mitspielt. Aus dem Titel lässt sich schon ein wenig Mandls Sprachverliebtheit ablesen. Unten, in Albern, diesem Wurmfortsatz des elften Wiener Gemeindebezirks, hat er erstens das Album eingespielt. Zweitens fängt der Titel das Feeling des Abhängens während den Aufnahmen für ihn gut ein. Und albern sind manche Ergebnisse durchaus. Dass es von der britischen Band Babyshambles ein Werk mit einem sehr ähnlichen Titel gibt, nimmt er ihnen nicht weiter übel, Zufälle passieren.

In Mandls Texten taucht schließlich eine Vorliebe für einschlägige, britische (Nonsense-)Literatur wie jene von Edward Lear oder James Joyce auf: „Ich bin der einzige Mensch, den ich kenne, der Finnegans Wake gelesen hat. Ganz! Es heißt ja, das sei das schwierigste Buch aller Zeiten. Für mich ist das aber ganz normal zu lesen. Das ist so vertraut für mich. Obwohl man dem Ganzen nicht folgen kann. Irgendwelche Worte, irgendwie zusammengeschustert, die schwer eine Bedeutung ergeben – aber das mag ich halt.“

Ein weiterer Einfluss auf seine Art zu formulieren sei „die Sprache der modernen Zeit, des Internets und der Chatrooms“ . Dort bezogene Verknappungen bedingen teilweise erlauchte Pointen, während er in anderen Stücken richtig üppige Wortgirlanden flicht. In dem sich zu einer Art Underground-Hit auswachsenden Beziehungsdrama Du Oasch sorgt wiederum die Verwendung eines einzigen englischen Wortes für erhebliche Komik.

Das hat ihm Zuschreibungen wie „Urbaner Poet“ eingebracht. Mandl quittiert das mit „Eh schön, aber ich würd mich nicht so bezeichnen. Ich weiß, dass ich ein ganz durchschnittlicher Mensch bin.“ Das ist eher tiefgestapelt. Schließlich werden in Österreich Leute mit weniger Schmäh erfolgreiche Kabarettisten.

Auch in Berlin ist man dem Charme des Wieners aus Hirschstetten schon erlegen. „Das war schön“ , sagt er auf seine bislang erste Auslandskonzerterfahrung angesprochen. Im nächsten Jahr ist eine Österreich-Tour geplant, ein nächstes Album sowieso. Darauf will er neue Sachen ausprobieren. Elektronik vor allem – und Lärm. Denn noch vor den Beatles hat Der Nino aus Wien sein Herz schon an den Lärm verloren, den er im Zweifelsfall sogar lieber hört, als seine eigenen Lieder: „Ich kann nix dafür, es ist halt so.“

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