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23. Dezember 2009

„Audimaxismus“ ist das österreichische Wort des Jahres 2009

„Wer alt genug ist zum Stehlen, ist auch alt genug zum Sterben“ wurde zum „Unspruch“ gewählt

Das Rennen um das österreichische Wort des Jahres 2009 ist geschlagen: „Audimaxismus“ hat es vor „Kuschelkurs“ und „Ungustlvermutung“ an die Spitze der Kandidatenwörter geschafft. „Analogkäse“ wurde zum Unwort gewählt. Das gab die Fachjury unter der Leitung von Rudolf Muhr von der Fakultät für Umwelt- und Erziehungswissenschaften an der Universität Graz bekannt. Die Wahl wurde in Kooperation mit der APA durchgeführt.

Der Begriff „Audimaxismus“ entstand im Rahmen der neuen Studentenbewegung, die mit der Besetzung des größten Hörsaals der Universität Wien, dem Auditorium Maximum – kurz Audi Max – begann. Durch die anhaltenden Proteste sei erstmals seit langem wieder ernsthaft und umfassend über Bildung diskutiert worden, begründete die Fachjury ihr Urteil. Das Wort selbst stehe zum einen für den Wunsch der Studenten und Studentinnen nach maximaler Verbesserung ihrer Studienbedingungen und zum anderen dafür, bei der Politik Gehör (audi = lat. höre) zu finden.

Unwort „Analogkäse“

Beim „Analogkäse“ handelt es sich laut Jury sowohl aus sprachlicher wie auch aus sachlicher Sicht um ein Unwort, da es für einen Etikettenschwindel stehe. Das damit bezeichnete Produkt habe mit Käse nichts zu tun, d.h. es handle sich um ein Imitat. „Sprachlich wird jedoch aufgrund der deutschen Wortbildungsregeln der Eindruck erweckt, dass es sich doch um ‚Käse‘ handelt“, erklärte Muhr.

Spruch: „Reiche Eltern für alle!“

Als Spruch des Jahres wurde „Reiche Eltern für alle!“ an die erste Stelle gewählt. Auch diese ironisch gemeinte Aussage steht im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Hochschuldiskussion und weise darauf hin, dass unser Bildungssystem zu sehr auf den sozialen Status der Eltern ausgerichtet und nicht hinreichend durchlässig sei. Die Absurdität der Forderung verleihe dem Spruch Originalität und Zitatqualität, so die Fachjury.

„Wer alt genug ist zum Stehlen, ist auch alt genug zum Sterben“ – dieser Ausspruch wurde im heurigen Jahr im Zusammenhang mit dem Einbruch in einen Kremser Supermarkt und dem Tod eines daran beteiligten Jugendlichen in einem Massenmedium kolportiert. Allein die Tatsache, dass ein solcher Satz in der medialen Öffentlichkeit verwendet wird, verweise auf „ein erschreckendes Ausmaß an Menschenverachtung und das fehlende Rechtsbewusstsein, das sich seit einiger Zeit in manchen Medien ausbreitet“, begründeten die Experten rund um Rudolf Muhr das Wahlergebnis.

2008 war „Lebensmensch“ zum heimischen Wort des Jahres gewählt worden. Der vielzitierte Begriff „Gewinnwarnung“ war damals zum Unwort erkoren worden.

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